21. SONNTAG IM JAHRESKREIS

 

Evangelium nach Lukas (13,22-30)

 

„Werden nur wenige gerettet? - Werden alle gerettet?“ Was heißt hier „gerettet“? Habe ich das Gefühl, dass ich „gerettet“ werden soll? Wovon? Das setzt doch voraus, dass ich mich in einer Notlage befinde, oder wenigstens in einer unbefriedigenden Situation. Ist mein Leben befriedigend? Oder strebe ich nicht doch - bewusst oder unbewusst - nach einem besseren, vollkommeneren, endgültig erfüllten, gelungenen Leben? Und was ist das dann? Als Christ sage ich: Das Ziel meines Lebens ist endgültig mit Gott verbunden, bei ihm zu sein. Das ist das endgültige Glück, die totale Lebenserfüllung. Dann bin ich befreit, erlöst, gerettet aus einem Leben, das immer unsicher, bedroht ist und immer Gefahr läuft zu misslingen.

 

„Gott möchte die Menschen aller Völker und Sprachen um sich versammeln“, sagt der Prophet Jesaja (1. Lesung). Und auch Jesus sagt: „Gott möchte nicht, dass einer von euch verloren geht.“ Gott ist wie der Hirt, der seine 99 Schafe zurücklässt, um das eine verlorene Schaf zurück zu holen und zu retten. Gott will, dass alle gerettet werden.

 

Denken wir nun an den 11. September 2001, als radikale Islamisten zwei Flugzeuge in den Türmen des World Trade Centers in New York zum Explodieren gebrachten und es hunderte Tote gab. Man weiß, dass diese Attentäter kurz vor dem Einschlag gebetet haben für ihr eigenes Martyrium. Aber das werden auch die Passagiere, den Tod vor Augen, getan haben. Auf welcher Seite stand Gott? Hat er beide, Täter und Opfer, gerettet, zu sich aufgenommen?

Ein jüdischer Theologe und Rabbi antwortete auf die Frage, ob er sich vorstellen könne, dass Adolf Hitler in den Himmel kommen könne: „Ich kann mir das nicht vorstellen, aber Gott traue ich alles zu.“ Werden alle gerettet werden?

 

Auf diese Frage antwortet Jesus weder mit Ja noch mit Nein. Vielleicht will er sagen: das geht dir gar nichts an. Wichtig ist nur eins: Was du machst. Dein Taufschein und der Kirchenbeitrag sind noch keine Berechtigungsscheine für den Himmel. Die Anmeldung deiner Kinder zur Taufe oder Erstkommunion ersetzt nicht dein persönliches Beten und deine christliche Lebensführung. Der Sonntagsgottesdienst erspart dir nicht das erste Wort mit deinem Mitmenschen, mit dem du in Feindschaft lebst. Dein gelegentliches Zuhören bei dem, was von mir, Jesus, berichtet wird, verbindet dich mit mir nicht so eng, dass du damit schon mit mir befreundet wärst.

 

Bekannt werden wir mit Jesus, wenn wir in unserem Denken, Verhalten und Handeln entschieden in seine Fußstapfen treten und ihm mit den uns gegebenen Kräften und Talenten folgen. Lebe die Liebe und den Willen Gottes, so wie du es kannst, aber konsequent. Nimm deinen Glauben ernst. Man soll dir ansehen können, dass du aus dem Glauben heraus lebst und handelst, auch wenn du immer wieder einmal schwach wirst.

 

Der Weg in den Himmel ist nicht bequem. Die Liebe ist nicht bequem. Die enge Tür aber steht nicht am Ende, sondern mitten in meinem Leben. Nicht irgendwann einmal muss ich mich durch sie „hindurchwuzeln“, sondern heute steht sie da. Heute kann ich versuchen, auf bequemem Weg an ihr vorbeizukommen, oder versuchen, „mit allen Kräften“ durch sie zu gelangen. Das ist jedes Mal der Fall, wenn ich mich entscheiden muss, im Sinne Jesu, im Sinne Gottes, zu handeln.

 

Wird Gott am Ende meines Lebens zu mir sagen können: „Du hast nach deinem Vermögen, mit deinen Kräften, in deinem Bemühen grundsätzlich Recht getan“? Entscheidend ist: Wie viele „Liebestaten“ habe ich gesetzt? Oder: „Wer war glücklich, dass ich gelebt habe?“ Nicht Gott urteilt oder verurteil, sondern wir selbst, indem wir seinen Weg gehen oder das verweigern. Davon hängt unsere Rettung ab. Wenn wir jetzt, in diesem Leben, den Weg den Jesus zeigt - und der nicht ganz einfach ist - verweigern, werden wir vielleicht zu den Ersten, den Wichtigen, in dieser Welt gehören. Aber schlussendlich, vor Gott, werden wir zu den Letzten gehören. Mit seinen aufrüttelnden Worten will Jesus uns dessen bewusst machen.

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